Dem Dialog zwischen den beiden Zweigen der Wissenschaften, den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften, gilt mein besonderes Interesse, das auch meinen Berufsweg geprägt hat.

So habe ich in jedem der beiden Wissenschaftszweige einen Studiengang absolviert, Elektrotechnik und Evangelische Theologie. Denen folgten ein Forschungsprojekt an der Ingenieurkammer Niedersachsen und eine Dissertation in Theologie über die Frage, wie Ingenieurinnen und Ingenieure ihr berufliches Handeln mit ethischen Einsichten verbinden können. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als Geschäftsführer des Wissenschaftsforums beim SPD-Parteivorstand in Berlin rückten forschungspolitische Fragestellungen in den Vordergrund.

Seit 2002 bin ich an der Akademie tätig, zunächst als Studienleiter, seit 2005 bin ich Akademiedirektor. Mein Themenbereich an der Akademie ist der Bereich Wissenschaft und Ethik. Der Dialog zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften, Theologie und Ethik ist ein wesentlicher Aspekt dieses Bereiches. Hinzu kommen Fragen der Medizin-und Technikentwicklung.

Am Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie interessiert mich vor allem die Frage, welche Zugänge zur Wirklichkeit wir haben. Die Naturwissenschaften sind in den letzten Jahrhunderten unglaublich erfolgreich, aber ihre Sicht bietet nicht das ganze Bild der Wirklichkeit. Hier ist eine auf biblische Traditionen sich berufende Theologie zu einem eigenen Beitrag herausgefordert. Dabei kommt es entscheidend darauf an, eine überzeugende Sprache für eine christlich bestimmte Beschreibung der Wirklichkeit zu finden, die sich auch im Alltag bewährt und zu neuen Einsichten führt. Es wäre fatal, wenn die Wirklichkeitsbeschreibung allein den Natur- und Technikwissenschaften überlassen bliebe, die Theologie sich auf Deutungsfragen von Texten beschränkte. Mit diesem Rückzug wäre die kritische Frage nach der Relevanz des Glaubens für unser Leben immer weniger zu beantworten.

Viele Tagungsprojekte, die ich an der Akademie durchführe, widmen sich deshalb in der einen oder anderen Weise dem Thema der Wirklichkeitsbeschreibung.

Dr. Frank Vogelsang

Bonn, im Mai 2016