Dein ist die Zukunft – hoffnungsvoll Leben zwischen Genesis und Apokalypse

Leitartikel von Heino Falcke

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch wüst und öd, und Dunkelheit lag über der Urflut, aber der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.

Gott sagte: “Es werde Licht” (Gen 1,3), und es ward Licht.

Unser Ursprung liegt in der Dunkelheit der Zeit vor dem gleißendem Urknall verborgen. Gab es da überhaupt Zeit, oder gab es da nur eine zeitlose, trostlose, gleichgültige, tote, dunkle und wüste Urflut von Quantenschaum?

Es herrschte Leere, aber dennoch Autorität. Nicht greifbar, nicht sichtbar, nicht messbar. Noch nicht. Denn plötzlich - in einem Blitz von Kreativität und Licht, bricht das Universum aus sich heraus. Damals – im Anfang – war sogar die Materie noch Licht.

Aber dann nahm das Wunder seinen natürlichen Gang. Licht und Materie trennen sich, das All wird überspült von einem Meer aus einfachem Wasserstoff, das sich unter Einfluss der kleinsten und schwächsten aller Kräfte sammelt: der Schwerkraft. Die Schwerkraft eines einzigen Teilchens macht nicht viel her, aber wenn viele Teilchen zusammen ziehen, dann kann auch die schwächste Kraft Welteninseln bilden.

Aus den sich zusammenziehenden Wassern entstehen die ersten Galaxien und Sterne, die durch die Glut der Kernfusion und unter dem Druck der Schwerkraft aufleuchten. Diese Sterne bilden neue Elemente: Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff – die Elemente des Lebens.

Sterne explodieren, bilden weiße Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher. Ihr Tod bereichert das Universum mit den von ihnen hervorgebrachten Elementen. Neue, trächtige Staubwolken wabern durch unsere eigene Milchstraße, ziehen sich unter dem Einfluss der Schwerkraft wieder zusammen, gebären neue Sterne und schließlich auch Planeten: trockenes und festes Land im weiten Raum.

 

Einer dieser Planeten ist unsere Erde – natürlich besonders. Eine dünne Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium hüllt sie ein, verdampft und wird von einer neuen, aus dem Boden emporsteigenden Atmosphäre aus CO2 ersetzt. Überall keimt einfaches, einzelliges und doch unglaublich komplexes und wunderbares Leben auf. Das Leben verändert unsere Atmosphäre. Methan kommt hinzu. Die Erde ist gefüllt mit Treibhausgasen. Damals war das gut, denn die heute so übermächtig strahlende Sonne war zu der Zeit noch eine “Halbstarke”, hell strahlend, aber schwächer als heute. Der erstaunliche Treibhauseffekt hilft mit, die Erde aus dem Gefrierschrank zu holen und ihr ein warmes Gefühl zu geben.

Und dann gibt es Pflanzen. Noch keine Blumen, Weiden oder Wälder, aber einfache Cyanobakterien, Blaualgen, die das Sonnenlicht ernten und Sauerstoff erzeugen. Die Erde füllt sich mit fruchtbarem Sauerstoff – schon wieder ein Klimawandel für und durch das Leben! Wasser und Erde bringen junges Grün hervor. Erde, Wasser und Luft fangen an von Lebewesen zu wimmeln. Sie werden Zeugen von und Akteure in der dramatischen, gefährlichen Achterbahn der sich beschleunigenden Entwicklung des Lebens. Leben explodiert und wird wieder massenhaft vernichtet. Die Erde verwandelt sich von einem tropischen Paradies zu einem unwirtlichen Schneeball – und wieder zurück. Luft- und Meeresungeheuer beherrschen die Erde, bis ein kosmischer Einschlag auch ihre Welt wieder zerstört. Aber dann bringt die Erde noch etwas hervor: Säugetiere. Sie erobern die Welt und verändern unsere Landschaft. Schließlich ist da auch der Mensch. Klein, bedroht und nackt, aber auch beschwingt, begabt und befähigt. Wir!

Angefangen haben wir als eine kleine, bedeutungslose Spezies, die mal zu hören bekam: “Seid fruchtbar und mehret euch, bevölkert die Erde und macht sie euch untertan.” (Gen 1, 28) Eine lächerliche Aussage damals. Unglaublich. Unmöglich. Undenkbar. Aber so geschah es doch.

Heute gibt es wieder eine dominante Art in unserer Welt, die die Zukunft dieser Erde, die Zukunft ihres Biotops, die Zukunft ihres Klimas und ihr künftiges Aussehen bestimmt. Wir!

Schaue nachts von der Raumstation auf die Erde. Was siehst du? Überall Licht. Menschen bevölkern die Erde. Du siehst Uns. Im Vergleich zum All sind wir entsetzlich klein, aber im Erdmaßstab sind wir zahlreich, einflussreich und tonangebend.

Nun sind wir dabei, die Welt aus ihrer Bahn zu werfen. Natürlich nicht die Erde selbst, denn sie zieht unangefochten ihre Ellipsenbahn um die Sonne, sondern ihre unglaublich dünne Hülle, in der Leben gedeiht und die unsere Welt ausmacht.

Doch ist etwas grundsätzlich anders im Vergleich zu allen Arten, die es vor uns gab und die diese Welt verändert haben. Wir haben vom Baum der Erkenntnis gekostet. Wir handeln nicht unschuldig wie die Blaualgen damals. Wir können messen, wir können rechnen und wir können wissen. Wir können unser Verhalten anpassen – bevor die Welt uns zur Anpassung zwingt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Planeten gibt es eine Spezies, die bewusst die Zukunft der Erde gestalten kann und gestalten muss. Welch eine Chance! Welch eine Herausforderung! Welch ein Auftrag!

Lasst uns also unsere Erkenntnis nutzen. Lasst uns Wissenschaft nutzen. Auch durch seine Schöpfung spricht Gott zu uns. Auch durch die Wissenschaft spricht Gott. Wir sollten genau hinhören, was uns diese Schöpfung zu sagen hat, auch wenn uns die Botschaft nicht gefällt – oder vielleicht gerade dann.

Die Ergebnisse der Wissenschaft sind eindeutig. Wir wissen: der Treibhauseffekt ist real. Das wissen wir schon seit 100 Jahren. Wir wissen auch, dass die Zunahme der Treibhausgase noch nie so stark und noch nie so schnell war wie in den letzten Jahrzehnten. Die ganze Erde ist ein Schnellkochtopf geworden. Und man muss kein Wissenschaftler sein, um sich darüber klar zu werden, dass es einen Zeitpunkt geben muss, an dem die Ressourcen der Welt erschöpft sein werden, an dem die von uns Menschen verursachte Umweltverschmutzung zu groß sein wird, und an dem der Einfluss des Menschen auf unser Klima übergroß sein wird. Wer ein Haus baut, muss auch lernen, wie man es sauber hält.

Das alles wissen wir. Wir können etwas tun und wir dürfen etwas tun. Ich sehe das nicht als Bedrohung, sondern als Chance für uns alle, etwas zu verändern und unseren Kindern eine gute Welt zu hinterlassen. Es ist an der Zeit, gemeinsam zu handeln.

Aber dann lese ich in Zeitungen eine ganze andere Stimmung: “Es gibt nichts, das hoffnungsfroh stimmt. Weder das Klima noch die Politik noch die Gesellschaft. In fast allen westlichen Ländern ... zeichnen sich die Konturen eines möglichen Bürgerkriegs ab.” (HP/de Tijd)

Solche Aussagen finde ich schockierend. Ich bin nicht schockiert über die schrecklichen Tatsachen, ich bin schockiert über die depressive Haltung. Man kann die Welt nur retten, wenn man noch Lust auf sie hat.

Wir haben den größten Wohlstand aller Zeiten. Wir verfügen über die fortschrittlichsten Technologien. Wir haben die klügsten Wissenschaftler. Wir haben alle Möglichkeiten, aber tragen uns mit dieser Art von Selbstmordgedanken und Selbstaufgabe? Offensichtlich mangelt es unserer Gesellschaft nicht an Wissen, sondern es mangelt uns an Hoffnung.

Ich sehe Wissenschaftler, die alles wissen, aber angesichts der Vormacht von Daten und Modellen ihre Hoffnung verloren haben.

Ich sehe die Jugend, die für ihre Zukunft kämpft, aber durch unser aller Trägheit ihren Glauben an das Morgen verliert.

Und ich sehe Menschen, die Hass und Angst verbreiten, um ihre Macht zu vergrößern, anstatt ein Netz der Liebe zu flechten.

Alles Wissen und alle Wissenschaft sind nutzlos, wenn es keine Hoffnung gibt, wenn es keinen Glauben gibt, wenn es keine Liebe gibt. Wir müssen an die Zukunft glauben, wir müssen für die Zukunft hoffen, und wir müssen Liebe für die Zukunft hegen.

Darum sind neben guter Wissenschaft auch Glaube, Hoffnung und Liebe essentielle Bedingungen, um in die Zukunft zu schreiten.

Glaube, Hoffnung, Liebe? Müsste das nicht die Kernkompetenz von uns Christen sein? Käme hier nicht eine wichtige Aufgabe auf unsere Kirchen zu?

Wenn wir uns gegen die Klimaverschmutzung zu Wehr setzen wollen, müssen wir dann nicht auch die Verschmutzung des sozialen Klimas in unserer Gesellschaft angehen. Wir brauchen eine gesunde, hoffnungsvolle Gesellschaft: in unseren Dörfern, in unseren Städten, in unserem Land, auf unserem Kontinent - auf der ganzen Welt.

Einen Deich muss man gemeinsam bauen - lange bevor die Sturmflut tatsächlich eintrifft. Es macht keinen Sinn, wenn jeder nebeneinander seinen eigenen kleinen Hügel baut und anfängt lautstark die anderen zu beschimpfen. Das wird die Flut nicht aufhalten.

Junge Menschen fragen uns: Warum sollte ich mich überhaupt noch engagieren? Hat die Menschheit noch eine Zukunft? Haben wir noch ein Existenzrecht auf dieser Erde? Warum sollte ich noch Kinder bekommen wollen, wenn sowieso alles den Bach runtergeht?

Christen müssen hier eine Antwort geben können.

Ja, sage ich, die Menschheit hat eine Zukunft, denn dein ist die Zukunft, Herr, und du bist für uns. Nach unserem Glauben ist Gott Schöpfer, Vollender und Erlöser der Welt. Er ist der, der war, bevor das Licht da war und der da sein wird, wenn alle Lichter auszugehen scheinen. Als Schöpfer ist er (und sie) allmächtig groß, aber er ist auch ganz nah: ohnmächtig klein, verletzlich, mitleidend und doch Mut gebend – als Kind in der Krippe und als Erlöser am Kreuz. Und er ist die heilige Kraft, die uns durch seinen Geist miteinander verbindet. Gott ist eine schöpferische Kraft, mit der man jederzeit rechnen muss: damals, heute und in Zukunft.

Schaut die Entwicklung des Universums an. Wer hätte damals vorhersagen können, dass aus einem Lichtblitz Atome und Moleküle entstehen würden? Wer hätte vorhersagen können, dass aus einem Meer von Wasserstoff flammende Sterne entstehen würden? Wer hätte vorhersagen können, dass aus sterbenden Sternen und Staubwolken die Elemente des Lebens entstehen würden? Wer hätte vorhersagen können, dass aus Rauch, Staub und Kieselsteinen Planeten entstehen würden? Wer hätte vorhersagen können, dass aus Schlamm und Hitze Leben entstehen würde? Wer hätte vorhersagen können, dass das Leben Vulkanausbrüchen, Meteoriteneinschlägen und Klimakatastrophen trotzen würde? Wer hätte vorhersagen können, dass eine unbedeutende Gattung die Welt erobern, Geschichten schreiben, Lieder singen, Kunstwerke schaffen würde? Wer – außer vielleicht Jesaja – hätte vorhersagen können, dass ein gekreuzigter Zimmermann ein Licht für alle Völker werden würde und eine Gemeinschaft begründet, die alle Kulturen und Kontinente umfasst?

Lasst uns die Hoffnung nicht verlieren, sondern für die Zukunft arbeiten: eine Zukunft für diese Welt, für ihre Pflanzen, ihre Tiere, und für unsere Kinder. Wenn du Angst hast, dass die Welt voller Drachen ist, solltest du Drachenkämpfer ausbilden. Keine Fechter, die mir ihren Schwertern kämpfen, sondern solche, die mit Kopf, Herz und Seele für die Zukunft streiten. Vertraut euren Kinder – sie können das.

Lasst uns der Jugend von unserer Hoffnung erzählen. Das ist unser Auftrag. Eine Hoffnung, die sich auf den auferstandenen Christus gründet, eine Hoffnung, die nicht im Grab stecken bleibt, eine Hoffnung, die Gemeinschaft baut, eine Hoffnung, die Menschen miteinander in Verbindung bringt, eine Hoffnung, die allen Menschen gilt, eine Botschaft, die in die Welt hinaus will und sich nicht in die kleinen Räumen deiner Kirche einsperren lässt.

Aber eine Botschaft für die Zukunft bleibt eine leere, fromme Phrase, wenn sie tatenlos bleibt. Lasst uns in unseren Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen und gemeinsam das Haus der Zukunft bauen. Lasst uns darüber nachdenken, wie wir einen Beitrag zu dieser Zukunft leisten können. Nicht nur theologisch, sondern auch ganz praktisch. Kriegen wir es hin, das mit Freude und Leidenschaft zu tun, anstatt zu jammern und zu klagen? Können wir es so machen, dass alle gewinnen?

Wie können wir zuhause und in unseren Kirchen den Energieverbrauch senken – und am Ende auch noch Geld einsparen? Können wir weniger Plastik verbrauchen und frisches Essen genießen? Können wir unseren Coffee-to-go in aller Ruhe aus einem richtigen Becher trinken anstatt in Hektik aus einem Wegwerfbecher? Können wir weniger Fleisch essen und trotzdem leckere, neue Geschmäcker entdecken? Können dafür unsere Bauern anständig bezahlen, damit sie sich gut um das Land kümmern und für uns gesunde und natürliche Lebensmittel anbauen können? Können wir unser Geld in nachhaltige Betriebe investieren und auch eine nachhaltige Rendite erzielen?

Die Zukunft muss und darf keine politische Streitfrage zwischen Links und Rechts sein, bei der nur eine Seite Recht hat. Für die Zukunft werden alle und wird alles gebraucht: Jeder und Jede mit ihren Fähigkeiten und ihren Möglichkeiten. Wir brauchen neue Technologien, aber Bäume eben auch. Wir brauchen gute Wissenschaftler, Politiker, Bänker und Bauern. Darum rufe ich Christen dazu auf, die besten Wissenschaftler, Politiker, Bänker und Bauern zu sein.

Wir brauchen kleine Schritte, aber auch große. Lasst uns auch die Konzerne und Investmentfonds in den Blick nehmen. Wir arbeiten für sie, wir geben ihnen unser Geld, wir kaufen ihre Produkte und wir können sie ansprechen:  Euer Wirken hat großen Einfluss auf diese Welt; es ist nicht nebensächlich, wie ihr dabei vorgeht! Was ist euer Beitrag zur Gestaltung der Zukunft? Wie wollt ihr auch in Zukunft noch Geld verdienen, wenn euer Wirken das Fundament, auf dem wir alle stehen, aufzehrt? Was sind eure Lösungen? Und ich weiß, dass auch in den Firmen Menschen und Manager sich darüber Gedanken machen. Loben wir die, die was ändern wollen.

Und zu guter Letzt Gesellschaft und Politik. Zusammenarbeit scheint schwieriger denn je. Wir teilen uns immer weiter in Einzelgruppen auf. Im niederländischen Parlament gibt es inzwischen sage und schreibe 19 Fraktionen und demnächst dauert die Bildung einer Regierung länger als ihre Amtszeit. In Deutschland sind es bisher nur 7 Parteien aber auch bei uns driftet die Gesellschaft auseinander.

Eigentlich könnten die Kirchen die großen Verbinder sein, aber auch sie ziehen sich in ihre Milieus zurück, kämpfen mit ihren eigenen Problemen, stellen sich beleidigt in die Schmollecke, richten sich ein in ihrer Bedeutungslosigkeit, spielen eine Zuschauerrolle und keinen stört es mehr.

In Gottes Namen, reißt euch zusammen und arbeitet zusammen! Ist die Zersplitterung unserer Gesellschaft heutzutage, auf die alle so stolz sind, als Zeichen der Freiheit und der Emanzipation, nicht auch eine Form von Eitelkeit und Egoismus? Sind mittlerweile die eigenen Empfindlichkeiten schwerer wiegend als die großen Probleme im Land und in der Welt? Kann man große Herausforderungen wirklich besser bewältigen, wenn jede Gruppe für sich immer kleiner wird?

Und bei allem lasst uns darauf achten wie wir miteinander umgehen. Achte auf das, was du sagst: im wirklichen Leben und in den sozialen Medien. Im Zeitalter des globalen Internet ist jeder dein Nächster. Auch wenn du Recht hast und er nicht, ist dein Nächster weiterhin ein von Gott geliebter Mensch.

Es ist gut, um über den richtigen Weg zu streiten, aber ab einem gewissen Punkt müssen wir auch wieder gemeinsame Sache machen. Vielleicht brauchen wir jetzt anstelle von Auseinandersetzungen einen Moment der Besinnung. Einen Moment der Stille, einen Moment des Nachdenkens, einen Moment der Umkehr, einen Moment des Sich-gemeinsam-auf-den-Weg-Machens? Vielleicht könnten die Kirchen hier mit gutem Beispiel vorangehen und beispielhaft vorleben?

Wir brauchen einen neuen Anfang. Wir brauchen einen Neustart für Hoffnung, Glaube, Liebe und Zusammenhalt. Es ist möglich. Vielleicht machen nicht alle sofort mit, aber wir können jetzt Samenkörnern säen. Es ist wichtig, unserer Jugend zu kommunizieren: Was immer auch geschehen wird, es wird etwas Neues wachsen und ihr spielt dabei eine wichtige Rolle. Ihr braucht nicht auf euch allein gestellt die Welt retten, aber ihr könnt sie verändern. Wir arbeiten für und mit euch. Ja, es wird sicher auch harte Zeiten geben, aber wenn es Schweiß und Tränen braucht, um die Welt zu retten, dann werden wir eben schwitzen, weinen und anpacken.

Eins nur ist sicher: je später wir anfangen, desto schwieriger wird es. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Die Entstehung dieser Welt war schon ein Wunder für sich. Die Entstehung des Menschen ein noch größeres Wunder. Wenn wir wirklich glauben, dass die Zukunft Gott gehört, müssen Christen sich auch für die Zukunft einsetzen. Betet, hofft und arbeitet für unsere Zukunft.

Christen wachsen auf mit dem Auftrag an den Menschen, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren. Auch wenn wir nicht mehr im Paradies leben, den Auftrag haben wir immer noch.

Lasst uns gemeinsam diese Erde bebauen und bewahren (Gen. 2, 15). Lasst uns dafür eintreten, dass das Wunder weitergehen kann. Ja, es stimmt: Irgendwann wird es ein Ende nehmen mit dieser Welt. Asteroiden werden erneut auf dieser Erde einschlagen, die Sonne wird sich schlussendlich zu einem roten Riesen ausdehnen und unseren Planeten verbrennen, und das Universum kann eines Tages exponentiell auseinanderfallen. Genau vorhersagen können wir das Ende nicht. Wenn Gott es will, wird es geschehen. Christen wissen das.

Gott hat uns aber an keiner Stelle dazu aufgefordert, selber die Apokalypse herbeizuführen. Gott verlangt auch nicht von uns, dass wir unsere Hände in den Schoß legen und andere ungestört ihre apokalyptische Arbeit tun lassen. Im Gegenteil: “ Suchet der Stadt Bestes ... und betet für sie zum Herrn” (Jer 29,7). Lasst uns also für diese Welt arbeiten und beten und nicht gegen sie. Jeder Tag, den wir heute erleben dürfen, ist wertvoll. Jeder zukünftige Tag ist unsere Mühe jetzt wert.

Ich glaube an eine Zukunft hier auf Erden und ich glaube an einen zukünftigen neuen Himmel. Auch wenn diese Welt vergeht, unsere Hoffnung nehmen wir immer mit. Deshalb möchte ich mich bis zum letzten aller Tage für diese wunderschöne Welt einsetzten. Ich hoffe, wir machen das zusammen!

Wenn dann mein letzter Tag anbrechen wird, wird er mir keine Angst mehr machen. Denn ich glaube fest daran: Dein ist meine Zukunft, Herr.

Amen.

 

Heino Falcke
Publiziert im Dezember 2021
Übersetzt von Tijmen Aukes

Der Vortrag wurde am 30 Oktober 2021 auf Niederländisch als Protestantze Lezing der evangelischen Kirche in den Niederlanden (PKN) gehalten und vom Autor leicht angepasst. Dieser jährliche Vortrag zum Reformationstag ist ein protestantischer Beitrag zu einer aktuellen gesellschaftlichen Diskussion. Zuvor hat ihn u.a. der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte gehalten.

Sie lesen lieber aus einem Buch? Sie finden diesen Artikel auch in unserem dritten Buch zu dieser Webseite, "Gottes Schöpfung und menschliche Technik" (Darmstadt 2022). 17 namhafte Autoren führen den Dialog mit Wissenschaft und Technik angesichts der Gottesfrage weiter.

Bildnachweis

  • Starfield in deep space many light years far from the Earth. Elements of this image furnished by NASA (c) Adobe Stocks #106777550 von Vadimsadovski

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Dein ist die Zukunft

Heino Falcke glaubt an eine Zukunft hier auf Erden und an einen zukünftigen neuen Himmel. Was glauben Sie?

Kommentare (1)

  • Eckard Köppel
    Eckard Köppel
    am 06.12.2021
    Lieber Herr Falcke,
    was glaube ich in Bezug auf die Zukunft der Menschheit? Ich engagiere mich seit nunmehr 40 Jahren für den Erhalt der Umwelt. Einige meiner Mitstreiter sind der Auffassung, das hat alles wenig gebracht andere wiederum meinen, wären wir nicht so engagiert gewesen, wäre es noch viel schlimmer. Doch wie sieht unsere Welt aktuell aus? Der CO 2 Gehalt unserer Atmosphäre steigt unaufhörlich an, es gibt ein gigantisches Artensterben, die Weltmeere sind voller Müll und lassen dort die Lebenswelt ersticken. Soll man da noch zuversichtlich sein, wenn nicht mal unsere Kirche sich einen Ruck gibt - wie Roman Herzog es einst formulierte – und sagt, wir wollen ein gutes Vorbild sein. Mit Worten sind wir da ganz nahe dran, doch entscheidende Taten bleiben auf der Strecke. Es fehlt z. B. ein Aufbruch, wie ENERGIEWENDE JETZT, der bis in die kleinste Gemeinde innerhalb weniger Jahre umgesetzt wird.
    Die Landesynode vom 15.1.21 hat als Ziel, fossilenergiefreie Gemeinde, formuliert. Ist das wirklich ein Thema in den Gemeinden, wird das ernst genommen, gibt es Anstrengungen das zu verwirklichen? Ich höre schon mal, „die Landessynode kann viel beschließen, aber …“. Solche Haltungen führen nicht zur Zuversicht.
    Was glaube ich – um auf meinen ersten Gedanken zurückzukommen – ich glaube, dass alles den Bach runtergeht und unsere Kinder ein ungemütliches Leben auf unserer Erde haben werden, da wir nicht bereit sind zu Handeln und uns zurückzunehmen. Ich engagiere mich trotzdem weiter, weil ich mir von meinen Kindern nach meinem Ableben nicht vorwerfen lassen möchte, „Du Papa, Du hast alles gewusst, was hast Du denn getan?“

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